Das Thema der steigenden Mietpreise ist eines der komplexesten innenpolitischen Probleme unserer Zeit. Darauf die richtigen Antworten zu finden, bedeutet auf verschiedenen Ebenen aktiv zu werden. Pauschale Forderungen à la ´mehr sozialer Wohnungsbau` können ihr Ziel insofern nur verfehlen. Ganz simpel: Was nützt es wenn im selben Zeitraum mehr Sozialwohnungen verkauft als gebaut werden?
Es lohnt sich erst einmal danach zu fragen wie es überhaupt zu derartigen Preissteigerungen kommen konnte, wenn doch die Einwohnerzahl relativ konstant geblieben ist.
Politische Entscheidungen
Für einen Überblick über die politischen Weichenstellungen und Grundsatzentscheidungen empfehle ich den Artikel „Wohnungspolitik seit 1945″(1) der Bundeszentrale für politische Bildung. Der Autor zeichnet darin gut verständlich die allgemeinen Trendlinien bis 2005 nach.
Im Jahr 2013 wurde das bestehende Regelwerk um die Modernisierungsumlage ergänzt, die es dem Vermieter erlaubt die energetische Sanierung zu erheblichen Teilen auf die Mieter umzulegen. Mit den Mechanismen, den Folgen und dem Missbrauch beschäftigt sich der Artikel vom ndr „Energetische Sanierung verdrängt Mieter“(2).
Zusätzlich sollte erwähnt werden, dass die Berechnung des Mietspiegels lediglich die Neuvermietungen der letzten fünf Jahre berücksichtigt. Dadurch potenziert sich der Effekt der Modernisierungsumlage. Fragwürdig erscheint hier die Positionierung des Mieterbundes. In ihrem Beitrag „Mietpreisbremse und Modernisierungsumlage“(3) begnügt sich die Organisation mit Minimalforderungen, die aller Voraussicht nach keine Trendwende einleiten würden. Selbst wenn sie gänzlich umgesetzt würden.
Sozialer Wohnungsbau
Wie eingangs angesprochen, wird im Zusammenhang der Mietpreise immer wieder der Ruf nach sozialem Wohnungsbau laut. Ein Blick auf die Statistik verrät hingegn, dass von ehemals 4 mio Spzialwohnungen (1980) heute lediglich 1,2 mio erhalten geblieben sind.
Ein Artikel der süddeutschen „Warum in Deutschland so viele Sozialwohnungen fehlen“(4), geht den Fragen nach den Gründen, Notwendigkeiten und Lösungsmöglichkeiten nach. Etwas differenzierter und tiefgründiger wirkt die Darstellung des deutschlandfunks „Flickwerk statt Masterplan“(5). Aus sozilogischer Perspektive werden hier die Auswirkungen auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt ins Zentrum gerückt. Entstehende Ghettos werden ebenso thematisiert, wie die Folgen der Flüchtlingspolitik und der Bedarf nach neuen Lösungen.
Wirtschaftliche Dimension
Neben der staatlichen Verantwortlichkeit sollte auch bedacht werden, dass wirtschaftliche Akteure an den Verwerfungen des Wohnungsmarkts verdienen. Bedingt durch eine Nullzinspolitik der europäischen Zentralbank fließt kontinuierlich Kapital in Immobiliengeschäfte und verursacht Überbewertungen, Immobilienblasen.
Eine aktuelle Analyse zu den damit verbundenen Risiken kann dem Beitrag „Immobilienblase: Sachverständige mit neue Erkenntnissen“(6) von cashkurs entnommen werden.
Demgegenüber veröffentlichte der Spiegel vorgestern zwei Artikel zu den Gewinnern der Mietpreissteigerungen. In „Das sind Deutschlands größte Vermieter“(7) finden Sie eine Übersicht zu den Akteuren und eine Erklärung wie es zu der Marktöffnung für Kapitalgesellschaften kam. Im zweiten Artikel „Die Miet-Gewinnmaschine“(8) werden die Geschäftspraktiken von Deutschlands größtem Vermieter, Vonovia, beleuchtet.
Alternativ zu den vorgeschlagenen Textbeiträgen, bekommen Sie in der Anstalt vom 23.10.18(9) einen guten Überblick über die Probleme und Zusammenhänge.
(1) bundeszentrale für politische bildung // Björn Egner – „Wohnungspolitik seit 1945“
http://www.bpb.de/apuz/183442/wohnungspolitik-seit-1945?p=all
(2) ndr // Djamila Benkhelouf, Fabienne Hurst – „Energetische Sanierung verdrängt Mieter“
https://www.ndr.de/nachrichten/Energetische-Sanierung-verdraengt-Mieter,modernisierung104.html
(3) deutscher mieterbund // „Mietpreisbremse und Modernisierungsumlage. Was bringen die angekündigten Gesetzesverschärfungen wirklich für Mieter?“
https://www.mieterbund-nrw.de/startseite/news-details/mietpreisbremse-und-modernisierungsumlage/
(4) süddeutsche // Hannah Beitzer – „Warum in Deutschland so viele Sozialwohnungen fehlen“
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/sozialwohnungen-warum-in-deutschland-so-viele-fehlen-1.4081722
(5) deutschlandfunk // Johanna Herzing – „Flickwerk statt Masterplan“
https://www.deutschlandfunk.de/sozialer-wohnungsbau-in-deutschland-flickwerk-statt.724.de.html?dram:article_id=336437
(6) cashkurs // Thomas Trepnau – „Immobilienblase: Sachverständige mit neue Erkenntnissen“
https://www.cashkurs.com/alternative-anlagen/beitrag/immobilienblase-sachverstaendigenrat-mit-neuen-erkenntnissen/
(7) spiegel // Nicolai Kwasniewski, Philipp Seibt – „Das sind Deutschlands größte Vermieter“
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/vonovia-deutsche-wohnen-leg-deutschlands-groesste-vermieter-a-1238295.html
(8) spiegel // Nicolai Kwasniewski, Philipp Seibt – „Die Miet-Gewinnmaschine“
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/vonovia-wie-der-wohnungskonzern-seine-mieter-schroepft-a-1238110.html
(9) die Anstalt vom 23.10.18
https://www.zdf.de/comedy/die-anstalt/die-anstalt-vom-23-oktober-2018-100.html